Ein gelungenes Gespräch zu führen ist eine hohe Kunst – aber nicht unmöglich. Denn die Gesprächsführung, die Sie zum gewünschten Ziel bringt, lässt sich anhand einiger Tricks und Methoden lernen. Welche das sind, zeigen wir Ihnen in unseren Praxistipps.
Das Führen eines erfolgreichen Gesprächs ist fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Ob bei Mitarbeitergesprächen, Meetings oder Sitzungen des Lenkungsausschusses: Der verbale Austausch mit Kollegen spielt für den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts eine essenzielle Rolle.
Gute Gespräche müssen oftmals Hürden nehmen, bevor Sie richtig in Gang kommen. Zwei dieser Hindernisse, die einen im Berufsleben immer wieder begegnen, sind Unterbrechungen und Totschlag-Argumente. Wie können Sie mit diesen umgehen?
Gesprächskiller Unterbrechungen
„Lassen Sie mich doch … Das sehe ich anders … endlich mal ausreden!“ Damit ein Gespräch seine Bezeichnung auch verdient, müssen zwei Sprecher jeweils abwechselnd das Wort abgeben. So einfach gesagt, so schwer umzusetzen.
Wer die Informationen des Gegenübers verarbeitet, der ahnt oft, in welche Richtung sich Aussagen entwickeln. Wenn die Mutter zum Beispiel sagt: „Du musst dein Zimmer …“, seufzt das Kind schon, bevor das Wort „aufräumen“ gefallen ist. Es herrscht eine starke Assoziation zwischen den beiden Wörtern. Die sprachliche Gewöhnung tut ihr Übriges. Die Folge? Das Kind unterbricht die Mutter und der Gesprächsfluss ist gestört.
Nicht versuchen zu gewinnen, sondern Gespräche führen
Das lässt sich auch auf den Arbeitsalltag übertragen. Sie wissen häufig schon vor dem Ende des Satzes, worum es geht – und schreiten ein. Ein Gespräch kommt so nicht zustande. Denn die Unterbrechung ist ein Kampf um das Wort, der Silbe für Silbe ausgefochten wird. Sie wiederholen das Gesagte, werden lauter und leiser, der Gegenüber tut dasselbe. Bis einer der Kontrahenten aufgibt und sein Gegenüber gewinnt.
Wie sinnvoll diese Art der Gesprächsführung ist, zeigen politischen Talkshows. Hier wird die Unterbrechung zum vermeintlichen guten Stil deklariert. Ein Austausch zwischen zwei Gesprächspartnern findet nicht statt und das führt selten zu Lösungen. Es geht ums Gewinnen.
Das Gespräch wird unter den andauernden Unterbrechungen begraben. Mal ganz abgesehen davon, dass es einfach unhöflich und respektlos ist, den Anderen zu unterbrechen.
Bei Unterbrechungen hilft nur eins: Sein Gegenüber darauf hinweisen und bitten, es zu unterlassen. Ein besteht daraus Gespräch, einander zuzuhören und sich abwechselnd zu Wort kommen zu lassen.
Gift für die Gesprächsführung: Die Killerphrase
Doch nicht nur ständiges Unterbrechen kann jeden verbalen Austausch zunichtemachen. Sätze wie „Das klappt doch nie.“, „Da können Sie nicht mitreden.“, „Typisch Wessi/Ossi, Mann/Frau“ oder „Das haben wir schon immer so gemacht.“ sind direkte Angriffe auf den Gesprächspartner. Sie zielen einzig und allein auf die Person und haben mit dem Inhalt oft nicht mehr viel zu tun.
Diese Killerphrasen dienen dazu, sein Gegenüber mundtot zu machen. Jeder kreative Gedanke und jede neue Idee werden direkt blockiert. Es sind Phrasen, die der Diskreditierung dienen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema und eine angenehme Arbeitsatmosphäre rücken so in weite Ferne.
Wie können Sie diese Phrasen kontern? Mit drei einfachen Tricks:
- Bitten Sie Ihr Gegenüber konkret zu werden: „Was genau spricht dagegen?“, „Wo im Detail sehen Sie Schwierigkeiten?“
- Konfrontieren Sie Ihr Gegenüber direkt mit der Killerphrase: „Was hat meine Herkunft denn damit zu tun?“, „Was hat mein Geschlecht denn damit zu tun?“ oder ähnliches.
- Interpretieren Sie die Aussage Ihres Gegenübers absichtlich falsch und widerlegen Sie anschließend: „Sie haben Recht, das funktioniert so nicht. Deshalb habe ich mir überlegt, dass wir es so machen …“
8 Regeln für eine erfolgreiche Gesprächsführung
Was also tun, wenn Sie solchen schwierigen Gesprächssituationen ausgesetzt sind oder sich selbst dabei erwischen, wie Sie die oben genannten Beispiele anwenden? Diese acht Regeln helfen Ihnen, jedes Gespräch besser zu machen:
- Seien Sie aufmerksam.
Hören Sie genau und geduldig zu, halten Sie Blickkontakt und zeigen mit Ihrer Körpersprache Interesse. Das signalisiert Aufmerksamkeit und Wertschätzung beim Gesprächspartner.
- Gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein.
Versuchen Sie zu verstehen, worum es im Kern geht. Fassen Sie zusammen, was bei Ihnen angekommen ist. Das räumt Missverständnisse aus und Sie haben verstanden, was dem Anderen wichtig ist. In der Forschung nennt man diese Herangehensweise „aktives Zuhören“.
- Stellen Sie viele offene Fragen.
„Warum sehen Sie das so?“ – stellen Sie viele offene Fragen. Das signalisiert dem Gegenüber Verständnis, auf seine Position einzugehen. Sie schaffen dadurch eine gute Grundlage für weitere Diskussionen.
- Wechseln Sie die Perspektive.
Oft scheitert ein Gespräch, weil niemand dazu bereit ist, auch den anderen Standpunkt einzunehmen. Dabei ist es oftmals hilfreich, die Perspektive zu wechseln und zu überlegen, wie die Argumente der Gegenseite aussehen. Bleiben Sie dabei immer authentisch.
- Bleiben Sie beim Thema.
Wenn ein Gespräch nicht die gewünschte Richtung nimmt, dann neigt man dazu, an entscheidenden Stellen andere Dinge anzuschneiden oder gleich ganz das Thema zu wechseln. Damit verliert man das Wesentliche aus den Augen. Hier hilft es, dass Gespräch ein wenig zu moderieren und nachzufragen, warum nun ein anderes Thema angesprochen wurde.
- Finden Sie Gemeinsamkeiten.
Gemeinsamkeiten lassen sich in jedem Gespräch finden. Diese müssen auch offen und deutlich angesprochen werden. Das sorgt für ein gutes Gesprächsklima.
- Begründen Sie Ihren Standpunkt.
Begründen Sie aktiv, warum Sie zu dem Thema jene Meinung haben. Sie geben Ihrem Gesprächspartner die Chance, einander besser zu verstehen. Bloßes Kundtun Ihres Standpunktes oder Polemisieren hat hier nichts verloren.
- Üben Sie sachliche Kritik.
Korrigieren Sie falsche Informationen und decken Sie voreilige Schlüsse auf. Tun Sie das jedoch immer gesichtswahrend für Ihr Gegenüber. Gehen Sie mit Kritik deshalb sparsam um und vermeiden Sie, wenn möglich, die offene Konfrontation.
In den meisten Fällen ist das Ziel eines Gesprächs, ein Problem zu lösen. Sie suchen gemeinsam mit Ihrem Gesprächspartner nach der besten Lösung. Deshalb haben Sie sich getroffen, deshalb sprechen Sie. Ständiges und voreiliges Unterbrechen und Totschlag-Argumente bringen keinen weiter. Besser ist: aufmerksam zuhören, auf die Argumente des Anderen eingehen und den eigenen Standpunkt nicht aus den Augen verlieren.
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Hallo Christoph,
ich bin über eine Google Recherche zu Deinem Blogartikel gekommen und finde die erwähnten Praxistipps sehr gut. Absolut hilfreich für schwierige Gesprächsituationen. Gerade als junge Führungskraft fehlt es mir hier manchmal an passenden Werkzeugen. Deshalb Danke, dass Du Deine Praxistipps hier teilst.
Viele Grüße
Jan-David
Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, mithilfe der richtigen Gesprächsführung, den besten Worten, zum Beispiel auch und speziell zur Einwand- und Vorwandbehandlung, kommt man seinem Vertriebsziel ganz sicher schneller näher. Die Frage ist nur, wo und wie lernt man diese erforderliche Gesprächsführung am besten? Denn theoretisch hört sich immer alles ganz einfach und plausibel an. In der Praxis zeigt sich der rhetorische Unterschied. Herzliche Grüße!