www.intelliExperts.de – In dieser Ausgabe unseres Blogs haben wir uns vorgenommen, Herrn Falk Janotta einige Fragen zum Thema „Agile Unternehmensumwandlungen 2020“ zu stellen.
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Das Projekt-Assistenz Blog-Team hat bereits in früheren Beiträgen das Thema Agilität und agile Methoden behandelt:

In dieser Ausgabe unseres Blogs haben wir uns vorgenommen, Herrn Falk Janotta einige Fragen zum Thema „Agile Unternehmensumwandlungen 2020“ zu stellen.

Herr Janotta ist kein Unbekannter im Projektmanagementbereich. Auf seine Erfahrungen im IT- und Projekt-Bereich verschiedener Unternehmen folgten seit 2004 zahlreiche weitere anspruchsvolle und vielseitige Mandate als selbstständiger Interimsmanager.

Als CIO und Programm-Manager gibt er als einer der Co-Autoren im neuen Buch von Peter Buchenau im Springerverlag „Chefsache Zukunft – Was Führungskräfte von morgen brauchen“ einen Einblick in die Zukunft des CIOs im digitalen Zeitalter. Herr Janotta ist zudem als Redner aktiv.

Das Thema „Agile Transformation 2020“ ist deshalb so aktuell, da prominente Beispiele wie ING-DiBa AG oder Daimler AG die Umwandlung vorantreiben und als Marketingstrategie inszenieren. Ein differenzierter Blick lohnt sich hier!


Projektassistenz Blog: Herr Janotta, ist „Agilität“ ein Trend?

Falk Janotta: Ganz sicher ist Agilität in aller Munde. Genau wie Digitalisierung. Trend ist ja definiert als eine besonders tiefgreifende und nachhaltige Entwicklung. Da muss man abwarten, ob Agilität wirklich ein Trend ist oder ein vorübergehende Phänomen. Jedenfalls in vielen Bereichen, auf die die aus der Softwareentwicklung stammende Methode unkritisch übertragen wird. Zum Beispiel in den Bereichen Personal, Vertrieb oder Produktion.

Die Begriffe tiefgreifend und nachhaltig deuten darauf hin, worauf es ankommt. Um das zu erreichen, sind langfristig geplante Aktivitäten mit dem klaren Ziel eines Kulturwandels notwendig. Mit zwei drei Schulungsmaßnahmen ist das leider nicht getan.

Blog: Was bedeutet der Begriff „Agilität“ für Sie?

Falk Janotta: Nun, der Duden definiert agil als von großer Beweglichkeit zeugend, redsam und wendig. Genau das brauchte man in der Softwareentwicklung, um die immer größer werdenden Anforderungen an schnelle Entwicklung von Lösungen erfüllen zu können. Agile Unternehmen sind also in der Lage, schnell und flexibel auf Veränderungen und neue Anforderungen reagieren zu können. Agil zu sein sagt jedoch noch nichts darüber aus, wie ich dieses Ziel von Schnelligkeit und Qualität erreiche.

Blog: Worin sehen Sie die besonderen Stärken agiler Methoden im Unternehmen?

Falk Janotta: Wenn Sie es schaffen, die Unternehmenskultur in Richtung agiler Arbeitsweise zu verändern, sehe ich große Vorteile. Zum Beispiel Teams, die eigenverantwortlich, selbstorganisiert und effizient arbeiten. Oder auch die Flexibilität, nicht starr an einmal gemachten Plänen festzuhalten, sondern schnelle Veränderungen als gegeben zu akzeptieren.

Das Problem ist, dass dieser Kulturwandel nicht sorgfältig mit professionellem Change Management vorbereitet und vollzogen wird. Ich kenne Unternehmen, in denen junge Projektleiter zwei Tage auf ein Seminar geschickt werden und man dann von ihnen erwartet, dass sie ein IT-Projekt agil managen können. Das kann nicht funktionieren und führt – im Gegenteil – zu großer Frustration.

Aus meiner Sicht gibt es in Unternehmen nicht wenig Mitarbeiter, die aus unterschiedlichen Gründen nicht selbst organisiert und eigenverantwortlich arbeiten können und / oder wollen. Viele mögen sich den Kulturwandel, die völlig andere Arbeitsweise nicht antun. Was machen Sie mit diesen Mitarbeitern in diesem Veränderungsprozess? Diese Frage wird nur sehr selten gestellt und vor allem beantwortet.

Blog: Auf welche Bereiche lassen sich Ihrer Meinung nach agile Methoden nicht anwenden?

Falk Janotta: Nehmen wir das Beispiel Personal. Was will man denn da agil machen? Ein- und Ausstellung von Mitarbeitern? Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern? Mitarbeiterführung? In all diesen Bereichen kommt es auf emotionale Intelligenz, auf Empathie, auf Menschenkenntnisse und gesunden Menschenverstand an. Da sehe ich keine Anwendung agiler Methoden.

Überall dort, wo es vornehmlich auf die zwischenmenschliche Beziehung ankommt, ist der Mensch gefragt mit der jeweiligen Individualität und Persönlichkeit.

Ich denke, dass überall dort, wo es starre Prozesse gibt, die nicht durch Computer unterstützt oder durchgeführt werden, agile Vorgehensweisen sinnvoll sein können. Das muss aber organisationsspezifisch und aufgabenbezogen abgewägt und entschieden werden.

Blog: Woran glauben Sie, liegt es, dass agile Methoden in IT-fremden Umfeldern jetzt etabliert werden sollen? Schließlich sitzen dort auch Manager, die sich der Pro und Cons der agilen Methoden bewusst sind.

Falk Janotta: Das schreibe ich zum größten Teil dem Herdentrieb zu, frei nach dem Motto: „Schau mal, unsere Wettbewerber machen das, dann müssen wir das auch machen“.

Ein wichtiger Faktor sind auch die Unternehmensberatungen, die jede neue und vielversprechende Idee mit Buzzwords ausschmücken und damit vertrieblich aktiv werden. Ich meine das keineswegs abwertend. Ich war schließlich selbst Berater. Aber über diesen Weg entstehen zunächst Hypes, die im Gegensatz zum Trend nur kurze Zeit dauern.

Was mich stört, ist, dass häufig nicht hinterfragt wird, nicht kritisch analysiert wird.

„Ist das für mein Unternehmen, für meine Situation, für meinen Markt, für meine Produkte oder Dienstleistungen, für meine Mitarbeiter, für meine Partner, für meine Eigentümer betriebswirtschaftlich sinnvoll?“ „Ist es anwendbar?“ „Welchen Aufwand muss ich treiben?“ „Welche anderen Projekte fallen der neuen Priorisierung zum Opfer?“ „Wie lange wird der Transformation dauern?“ „Wie überprüfe ich, ob ich erfolgreich bin?“ Und so weiter.

Ein Unternehmen zu transformieren, sei es agil oder digital, ist ein großes, lang laufendes Projekt, das Auswirkungen auf alle Unternehmensbereiche, aber auch auf Kunden, Lieferanten und den Markt hat. Mein Eindruck ist, dass das sehr oft unterschätzt wird.

Blog: Wenden Sie selbst agile Methoden an? Wo sehen Sie Stärken und Schwächen im bei der Anwendung im Berufsalltag?

Falk Janotta: Wenn die Frage auf die regulierten Methoden abzielt, für die es auch Zertifikate gibt, dann lautet die Antwort „nein“. Ich bezeichne mich als sehr flexiblen Manager, der auf der Grundlage vieler Methoden und vor allem Erfahrungen einen Werkzeugkasten zur Verfügung hat, aus dem er situativ die richtigen Werkzeuge greift und anwendet. Selbstorganisiert und eigenverantwortlich sind Attribute, die auch auf mich zutreffen. Und so führe ich auch meine Teams. Aber formal wende ich keine agilen Methoden an.

Blog: Was denken Sie, ist die beste Weise, sich als Angestellter oder als Führungskraft kritisch beim Thema „Agilisierung“ einzubringen ohne gleich als „verschlossen gegenüber neuen Trends“ stigmatisiert zu werden?

Falk Janotta: Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit dem Stellen von konstruktiven Fragen. Also zum Beispiel „Welche Ziele möchten Sie mit der ‚Einführung‘ von ‚Agil‘ erreichen? Diese Veränderung ist sehr komplex und aufwändig, weil sie die Unternehmenskultur und die Denkweise von Mitarbeitern verändert. Ich schlage vor, dass wir zunächst prüfen, ob sich diese Ziele auch anders – schneller, preiswerter, effektiver – erreichen lassen. Falls nicht, welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden?“

Ich respektiere den Wunsch nach Veränderungen und unterstütze ihn auch aktiv. Das muss aber begleitet werden mit dem Hinterfragen nach der Sinnhaftigkeit, nach dem Warum und dem Wie. Und zwar, bevor der Veränderungsprozess begonnen wird. Nicht alles, was der Mitbewerber tut, muss für das eigene Unternehmen ebenfalls gut sein.

Wir bedanken uns bei Herrn Janotta für das Interview!

Haben Sie Fragen an Herrn Janotta oder an das Team des Projektassistenz-Blogs? Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anmerkungen unter news@projektassistenz-blog.de oder hier in die Kommentarleiste. Wir beantworten Ihre Fragen in einem unserer nächsten Beiträge.


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