www.intelliExperts.de – Wir setzen mit diesem Beitrag unsere Serie von Themen, mit denen wir unsere Leser auf Visionäres im Projektmanagement aufmerksam machen wollen fort. Das heutige Thema „auf See“ setzt sich mit Projekten rund ums Meer auseinander.


Müllabfuhr im Meer

Ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung weiterer Meerverschmutzung ist es, sowohl die Zuströme als auch das Meer selbst von Müll zu befreien.

Boyan Slat, 26 Jahre alt, ist ein niederländischer Erfinder und Unternehmer, der technologische Lösungen für globale Probleme entwickelt. Er ist Gründer und CEO von The Ocean Cleanup. Diese niederländische Stiftung entwickelt Systeme, um die Weltmeere von Plastik zu befreien.

Im Alter von 18 Jahren entwickelte Boyan ein Konzept, das die natürlichen maritimen Strömungen nutzt, um Plastik im Ozean passiv einzufangen und zu konzentrieren. Hierdurch wird die theoretische Reinigungszeit des Ozeans (also der Abbau jeglicher Abfallstoffe) von Jahrtausenden auf nur wenige Jahre reduziert.

Im Februar 2013 brach er sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Delft ab, um The Ocean Cleanup zu gründen, eine gemeinnützige Organisation, die für die Entwicklung der von ihm vorgeschlagenen Technologien verantwortlich ist. Seine Lösung hat bisher jährlich Hunderttausende von Wassertieren retten können und verhindert, dass sich Schadstoffe (einschließlich PCB und DDT) in der Nahrungskette ansammeln.

Sie könnte auch Millionen Dollar pro Jahr bei den Kosten für die Säuberung einsparen und finanzielle Verluste aus entgangenem Tourismus und aus Schäden an Schiffen reduzieren.

https://boyanslat.com

Drei Entwicklungen von The Ocean Cleanup:

Ocean Mission One

Der Zweck der ersten Mission von The Ocean Cleanup war die Bestätigung des Konzepts der passiven Plastiksammlung mit Hilfe der natürlichen Kräfte des Ozeans. Nach einigen Höhen und Tiefen gab The Ocean Cleanup im Oktober 2019 bekannt, dass das System Plastikmüll einfängt und sammelt, von riesigen Netzen bis hin zu Mikroplastik von einem Millimeter Größe.

Ocean Mission Two

Mit dem Abschluss von Mission One hat The Ocean Cleanup mit den Vorbereitungen für das nächstes System, System 002, begonnen. Das Ziel dieses neuen Designs ist es, ein voll funktionsfähiges System in Originalgröße zu entwickeln. Das Ingenieursteam hat die Entwicklungsphase eingeleitet, indem es die wesentlichen verbleibenden Designherausforderungen angegangen ist – langfristige Haltbarkeit und kontinuierliche Plastikrückhaltung – und wird die aktualisierten Funktionen testen, sobald sie fertiggestellt sind.

Für Flüsse: The Interceptor

Der Interceptor ist die Antwort von The Ocean Cleanup auf den Plastikmüll in Flüssen. Er ist die erste skalierbare Lösung, um zu verhindern, dass Plastik aus den Flüssen in die Weltmeere gelangt.

Er ist zu 100 % solarbetrieben, extrahiert Plastik autonom und ist in der Lage, in den meisten der am stärksten verschmutzten Flüsse der Welt zu arbeiten.

Visionäre Zukunftsbauten: Leben auf dem Meer

Der Franzose Jacques Rougerie will das Meer bewohnbar machen. Ihm geht es darum Möglichkeiten neuer Lebensgebiete aufzuzeigen. Jacques Rougerie plant seit Jahrzehnten für ein Leben auf und im Meer. Der Pariser war einer der ersten, der Unterwasserhäuser und ganze Unterwassersiedlungen plante. Er arbeitete dafür mit dem Pionier der Meeresforschung Jacques Piccard zusammen. Für den Sea Orbiter hat er unter anderem zusammen mit der NASA die Arbeit aufgenommen.

Der Sea Orbiter ist eine in Planung befindende französische Seeforschungsstation. Entwicklungsgrund für den Sea Orbiter ist die Tatsache, dass weite Teile der Ozeane noch nicht erforscht sind. Wissenschaftler vermuten, dass sich in den Meeren zahlreiche noch unbekannte Lebewesen befinden. Lange Tauchgänge sind jedoch aufgrund des begrenzten Sauerstoffvorrats nicht möglich. Auch Forschungs-U-Boote stoßen bei wissenschaftlichen Fahrten an ihre Grenzen, da sie oftmals zu klein sind. Zudem vertreiben Motorengeräusche die Tiere.

Die Gesamthöhe des Sea Orbiters soll ca. 51 Meter betragen, wovon sich 30 Meter unter Wasser befinden. Die Station soll senkrecht treiben und die Weltmeere erkunden. Der Sea Orbiter soll still mit der Strömung treiben. Zwei Elektromotoren mit Geschwindigkeiten bis zu vier Knoten (ca. sieben km/h) ermöglichen kleinere Kurskorrekturen.

Der Orbiter besteht aus neun Decks, auf denen sich 18 Personen aufhalten sollen. In Teilen der Station wird der Luftdruck dem Unterwasserdruck angepasst. Der Hochdruckbereich soll acht der 18 Gesamtmitglieder der Besatzung Platz bieten.

Auch Astronauten sollen dann zu den Wissenschaftlern an Bord gehören, da der Sea Orbiter als Trainingsstation für diese dienen kann.

Ursprünglich sollte die Station 2010 in Betrieb gehen, gegenwärtig ist das Projekt aber noch in der Planungsphase. Ein neuer möglicher Zeitpunkt für einen Stapellauf wurde bisher nicht genannt, nachdem im Mai 2015 gerade einmal ein einziges Bauteil, das „Eye of the Sea Orbiter“ fertiggestellt wurde.

Wein und Reifung: Meeresgrund

Sealed bottle of wine under the water on the seabed.

Nachdem man herausgefunden hatte, dass in Schiffswracken gefundene, einige Jahrhunderte alte Weine noch hervorragende sensorische Eigenschaften aufwiesen und zu teuren Preisen versteigert wurden, fragten sich viele, welchen Einfluss das Meer auf die Alterung bzw. Lagerungsfähigkeit von Weinen haben könnte.

Daraufhin starteten der Stadtrat von Plentzia und das Unternehmen Bodega Crusoe Treasure 2010 in der Region Bilbao an der Biskaya eine wissenschaftliche Untersuchung dieses Phänomens.

Sie versenkte einige hundert Flaschen sowie mehrere Barrique-Fässer von unterschiedlichen Weinen aus der Region etwa 20 Meter tief in der Bucht vor Bilbao. Sie überließen sie für zwölf Monate dem Meer, den Gezeiten und Strömungen, ausgestattet allerdings mit allerlei Messgeräten für Temperatur und Bewegungen.

Außer bei einem getesteten Süßwein und bei einem Barrique-Ribera empfanden die Testverkoster die Unterwasser-Weine als durchweg geschmacklich besser.

Das Weingut Edivo Vina griff diese Idee 2012 dann auch kommerziell auf. Die Besitzer Ivo und Anto Segovic und Edi Bajurin lassen Ihre Weine zuerst für drei Monate an Land reifen, bevor sie in einem Tonkrug, besser bekannt als Amphore, 18 bis 25 Meter unterm Meer gelagert werden. Für mindestens zwei Jahre lagert der Wein dann am Meeresgrund. Man geht davon aus, dass die Amphore dem Wein eine spezifische Kiefernholznote gibt. Die Besitzer des Weinguts sind außerdem davon überzeugt, dass der Wein weder an Qualität, Farbe oder Aroma mit dieser Methode verliert.

Geschützt werden die Flaschen im Inneren mit Kork und zwei Gummischichten. Mehrere Amphoren werden in Käfigen mit Schlössern fixiert und ins Meer gelassen. So ist der Wein vor Dieben geschützt. Zudem gibt es auch reine Weinflaschen, die in der Adria reifen. Ein gesunkenes Boot dient dabei als „Weinkeller“ für einige wenige Tröpfchen. Es hält die Amphoren und Weinflaschen für 700 Tage bei einer konstanten Temperatur zwischen 15 und 17 Grad kühl. Toll!

Offensichtlich sind die Bedingungen unter Wasser, wie Licht, Druck, Sauerstoff und Temperatur bestens geeignet, einen Wein besser bzw. zumindest anders reifen zu lassen.

Die Ergebnisse des Experiments lassen sich hier nachlesen.

Die Alge als Nahrungsmittel

Küstenregionen, die wegen der intensiven Landwirtschaft im Landesinneren dem Wasser viele Nährstoffe zuführen, sind von einer regelrechten Überdüngung der aquatischen Ökosysteme betroffen.

Eine übermäßige Nährstoffzufuhr kann im Meer zu massivem Wachstum von Mikroalgen führen, deren anschließende Zersetzung zur Sauerstoffverarmung des Wassers und schließlich zum Kollaps des marinen Lebens führen kann. Auch in der Ostsee gibt es solche „Todeszonen“.

Um dieser Entwicklung zuvorzukommen, ist es sinnvoll, gezielt Algen zu kultivieren. Werden im Meer großflächig Algen angebaut, nehmen die Pflanzen die Nährstoffe auf und wirken der Überdüngung entgegen. Mit der Ernte der Biomasse der Algen gelangen die Nährstoffe zurück ans Land und helfen, den Nährstoffkreislauf zu schließen.

Da die Algen im Meer kultiviert werden, benötigt die Algenzucht weder Landflächen noch Süßwasserressourcen. Auch Düngemittel sind nicht nötig, da in vielen Meeresregionen genug Nährstoffe vorhanden sind. Deshalb gehört der Algenanbau zu den nachhaltigsten Arten der Pflanzenkultivierung.

Algenarten

Die Meeresalgen, die für Aquakulturen geeignet sind, werden im Allgemeinen als Makroalgen bezeichnet. Sie wachsen in weiter oben gelegenen Schichten des Meers, in die Licht gelangt, auf steinigem oder anderem festem Untergrund. Makro-Algen können nicht wie Landpflanzen in Wurzeln, Sprossachsen und Blätter unterteilt werden. Ihr Vegetationskörper heißt Thallus („sprossender Zweig“). Grundsätzlich gibt es zwei Arten: die winzig kleinen Mikroalgen und die großblättrigen Makroalgen. Unter den Makroalgen gibt es braune, rote und grüne Meeresalgen, von denen sich einige für den Anbau und den menschlichen Verzehr eignen. In Europa werden vor allem zwei braune Algenarten kultiviert: Zuckertang (Saccharina latissima) und Flügeltang (Alaria esculenta).

Speisealgen sind meist Makroalgen. Am weitesten verbreitet dürften die Rotalgen Nori sein, die zu Blättern gepresst Sushi-Rollen (Sushi-Maki) zusammenhalten. Die Braunalge Wakame findet Verwendung in der japanischen Misosuppe und schmeckt kräftig nach Meer. Eine weitere Braunalge, der Zuckertang, schmeckt leicht süßlich und die Grünalge Ulva, der Meeressalat, erinnert im Aussehen tatsächlich ein wenig an grünen Salat (sea lettuce). Außerdem gibt es noch den Riementang, auch bekannt als Meer-Spaghetti (Himanthalia elongata)

Dry seaweed, sea vegetables, with their names, shot from above on a white background

Algen sind umami, eine fünfte Geschmacksrichtung, die sich weder als sauer, salzig, bitter oder süß beschreiben lässt.

Die verschiedenen Algensorten haben bereits Einzug in die deutschen Küchen gehalten. Vertrieben werden in Deutschland vor allem getrocknete Produkte, große Supermärkte bieten in Lake eingelegte Produkte oder frische Algen an der Fischtheke an.

Die weltweite Ernte mariner Makroalgen beläuft sich auf mehr als neun Millionen Tonnen pro Jahr. Dabei stammt der überwiegende Teil aus Aquakulturen. Haupterzeuger sind China, Japan, die Philippinen, Nord- und Südkorea sowie Chile. Weitere Erzeugerländer sind Frankreich (Bretagne), Irland, Großbritannien und Norwegen (Nordatlantik). Die europäischen Produktionsmengen sind aber vergleichsweise gering. Mittlerweile verkauft eine Zuchtanlage auf Sylt Zuckertang als Lebensmittel.

https://www.chefkoch.de/rs/s0/algen/Rezepte.html

Zukünftige Nährstoffquelle Nr. 1?

Die ausreichende Aufnahme dieser Mikronährstoffe ist auch im Kampf gegen den Hunger von Bedeutung. Besonders in Ländern mit geringem Einkommen bedroht die Unterversorgung mit Mikronährstoffen die Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Schwangeren. Die Weltgesundheitsorganisation nennt Jod, Vitamin A und Eisen als wichtigste Faktoren für eine gesunde Entwicklung von Kindern. Meeresalgen verfügen über diese drei Inhaltsstoffe. Von ihrem Verzehr könnten nicht nur Haushalte mit eigener Algenproduktion oder direktem Zugang zu frischen Meeresalgen profitieren. Getrocknet sind Algen lange haltbar, leicht zu transportieren und einfach in die tägliche Kost zu integrieren.

Fazit

Aufräumen und sauber halten, Wohnen und Essen sind auch auf dem Meer möglich. Werden wir einige dieser Projektergebnisse in Zukunft brauchen? Können Sie unser Leben verbessern?

Es gilt wie immer abzuwarten und vom schwimmenden Orbiter-Balkon bei einem Teller Algen-Linguini und einem am Meeresboden gereiften Glas Rotwein der Ocean Mission Two beim Putzen zuzuschauen, während im Hintergrund zum weichen Schaukeln der Wellen Charles Trenets La Mer erklingt…Man wird noch träumen dürfen!


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